Wie ein Kühlschrank unser Leben veränderte



Die beiden Geschwister Rohit (41 Jahre) und Sonja Tangri (39 Jahre) haben indische Wurzeln. Gemeinsam mit ihrem Vater wohnen sie in einer kleinen Wohnung in Wien. Das ist für indische Verhältnisse auch ganz natürlich, wie mir der IT-Techniker Rohit während unseres Interviews versicherte. Sonja arbei­tete bis zu ihrem Fersenbeinbruch als selbstständige Masseurin und Körpertherapeutin im Bereich Shiatsu. Nach ihrer Verletzung nahm sie sich Zeit, um sich ein neues Firmenkonzept zu überlegen, das sie gemeinsam mit ihrem Bruder in Zukunft umsetzen möchte. Denn beide möchten sich weiter entwi-ckeln. Zudem hat sich durch einen Kühlschrank ihr Leben maßgeblich verändert. Wie es dazu kam, wollte ich von den beiden erfahren.

Wann habt ihr das erste Mal von
foodsharing erfahren?

S: Ich habe mit einer Mitarbeiterin vom Verein M.U.T. gemeinsam eine Tanzaus­bildung gemacht. Dadurch habe ich immer ein bisschen mitbekommen, was beim Verein so los ist.
Im Juni 2016 öffnete das Vereinszentrum seine Türen für ein Sommerfest, zu dem wir auch eingeladen wurden. An diesem Tag wurde auch der Fair Teiler Kühl­schrank in Kooperation mit foodsharing offiziell eröffnet.
R: Mich hat das gleich interessiert, und ich habe dann bei den M.U.T. -Leuten nachgefragt. Ab dem Zeitpunkt hat Sonja regelmäßig frisches Gemüse aus dem Fair Teiler heim gebracht.

Warum nutzt ihr den Fair Teiler?
S: Zuerst war es vor allem die finanzielle Begünstigung, die wir ja auch schon durchs Dumpstern* kennen gelernt haben. Aber je öfter ich Lebensmittel gerettet habe, desto mehr habe ich auch über unsere Wegwerfgesellschaft nachgedacht.
R: Bei mir war es tatsächlich die Not, die mich zum Nachdenken animiert hat. Ich habe eine schwere Zeit hinter mir und lebte zeitweise auf der Straße. Da wird man schon erfinderisch, um seine Grundbedürfnisse decken zu können. Aber diese Zeit hat mich auch aufhorchen lassen. Ich habe begonnen, aus einem ethischen und moralischen Verständnis heraus, Lebensmittel zu retten. Wer einmal unsere Gesellschaft begreifen möchte, muss nur in eine Mülltonne schauen!

Wie nutzt ihr den Fair Teiler?
S: Anfangs haben wir sehr individuell gedacht. Das heißt, wir haben uns regelmäßig etwas aus dem Fair Teiler geholt und dann bei uns zu Hause zuberei­tet.
Mittlerweile sind wir schon einen Schritt weiter. Wir retten die Lebensmittel und verteilen sie unter Freunden oder anderen Interessenten.
R: Unsere Mutter freut sich wie über ein Geschenk, wenn wir ihr frisches Essen mitbringen.
S: An gemeinsamen Kochak­­t­ionen, wie sie hier im Vereinszentrum regelmäßig stattfinden, werden wir in Zukunft teilnehmen.­

Ist es schwierig den ersten Schritt zu machen? Gegen den Strom zu schwimmen und nicht wie  alle anderen Menschen im Supermarkt einkaufen zu gehen?
S: Es ist viel leichter, als ich es mir vor­gestellt habe! Aber viele Leute sind voll mit dem, was andere sagen! Das hemmt natürlich. Man muss schon ein bisschen mutig sein! Aber es zahlt sich aus! *lacht
R: Viele Menschen glauben, dass sie alleine nichts machen können. Das ist doch paradox. Wir sind nicht allein! Und des­halb glauben wir auch an das Netzwerk, das sich immer mehr aufbaut!

Gibt es von eurer Seite Verbesserungsvorschläge für foodsharing?
S: Eine aktuelle Liste auf der Homepage, was in den Kühlschränken drinnen ist, wäre super. Aber das kommt eh mit der Zeit. Es ist ja alles in einem Prozess.
R: Auch an die Selbstverantwortung der Fair Teiler Nutzer möchte ich appellieren: Man sollte immer etwas für den Nächsten drinnen lassen!

Ihr wart auf dem foodsharing-Festival in Berlin. Wie war´s?
S: Wir haben das Buch „Glücklich ohne Geld“ von Raphael Fellmer gelesen. Einem Vorreiter der foodsharing-Bewegung. Danach wollten wir andere Menschen mit ähnlichen Gedanken kennen lernen und sind kurzerhand mit dem Bus nach Berlin zum foodsharing-Festival gefahren .
R: Es hat uns gezeigt, dass wir mit unserem Wunsch zu teilen nicht alleine sind. Die Begegnung mit den Menschen am Festival gab uns Rückhalt. Und der ­Wunsch zu teilen wächst gerade in uns. Denn auch meine Couch, meine Klamotten oder Informationen kann ich teilen.
Du siehst: Der Kühlschrank in eurem Vereinszentrum hat das Leben von Sonja und mir verändert!

Das Interview führte: Laura Anna Lobensommer
Fotos: Alex Maier

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